Umzeichnung vom Schildbuckel eines Soldaten der Legio VIII Augusta aus dem River Tyne

Die LEGIO VIII AVGVSTA war ursprünglich eine gallische caesarische Legion. Dies belegen ältere Inschriften, die von einer LEGIO VIII GALLICA bzw. VETERANA sprechen. Caesar hatte die Veteranen dieser ihm ergebenen Legion in Kampanien angesiedelt.

Von dort wurden die Veteranen im Jahr 44 v. Chr. durch den jungen Octavian wieder unter die Waffen gerufen. Wie sie in der Triumviratszeit eingesetzt wurde, ist unklar. Die Legion ist in dieser Zeit vor allem durch Veteranenansiedlungen belegt. So zog eine Gruppe „Ausscheider“ nach FORUM IULII, dem heutigen Fréjus (Frankreich), woraufhin der Ort den Beinamen COLONIA OCTAVANORUM PACENSIS erhielt.

Nach der Schlacht bei Actium 31 v. Chr. wurde die LEGIO VIII in den östlichen Teil des Imperiums verlegt. Noch unter Augustus wurde ihr der Beiname AVGVSTA, die Erhabene, verliehen.

Als nächstes fiel sie im Jahre 14, nach dem Tod des Augustus, auf, allerdings ziemlich unangenehm: Gemeinsam mit den beiden anderen in Pannonien stationierten Legionen probte die LEGIO VIII AVGVSTA den Aufstand. Tacitus schreibt, ein gewisser Percennius habe die Unsicherheit der Soldaten nach dem Tod des Princeps dazu genutzt, die Mannschaften gegen ihre Vorgesetzten aufzuwiegeln. Tiberius schickte Drusus zum Verhandeln, und dieser brachte, unterstützt von einer Mondfinsternis, die Truppen zum Einlenken. Nach Tacitus war die LEGIO VIII AVGVSTA als erste zur Umkehr bereit.

In der Folgezeit hatte die LEGIO VIII AVGVSTA ihr Lager in POETOVIO, dem heutigen Ptuj-Pettau (Slowenien). Inschriftlich lassen sich außerdem Vexillationen in VIRVNVM (Zollfeld bei Klagenfurt, Österreich) und AQVILEIA (Italien) nachweisen. Es ist möglich, aber nicht sicher, dass ein Teil der Legion am Britannienfeldzug des Claudius im Jahre 43 teilgenommen hat.

Sicher ist dagegen, dass die LEGIO VIII AVGVSTA im Jahre 45 in die Provinz Moesien verlegt wurde, um die dort bereits stationierten Truppen im Kampf gegen Aufstände zu unterstützen. Ihr Lager nahm die Legion in NOVAE, heute Stalken bei Swistov (Bulgarien), ein und blieb dort bis zum Tode Neros. Dieser hatte der Legion den Beinamen BIS AVGVSTA, die zweifach Erhabene, verliehen. Da Nero aber nach seinem Tod der Damnatio memoriae verfiel, legte die Legion diesen Titel bald wieder ab.

Im Vierkaiserjahr 69 tritt die LEGIO VIII AVGVSTA wieder aktiv in Erscheinung. Zuerst unterstützte sie, wie die anderen moesischen Legionen, Otho und sandte ihm Truppen zur Unterstützung. Noch auf dem Marsch erfuhren sie vom Tode Othos, und unter den gegebenen Umständen fiel es der LEGIO III, die Vespasian laut Tacitus als „die Seinige“ ansah, nicht schwer, die übrigen Legionen aus Moesien auf seine Seite zu ziehen. Die LEGIO VIII AVGVSTA schloss sich dem flavischen Heer in Italien an und trug maßgeblich zum Erfolg Vespasians bei.

Nach Etablierung des neuen Kaisers kehrte die LEGIO VIII AVGVSTA nicht nach Moesien zurück, sondern wurde 70 zur Niederschlagung des sog. Civilis- oder Bataver-Aufstandes an den Rhein geschickt. Iulius Civilis, ein junger batavischer Adliger, hatte seine Landsleute zur Rebellion gegen Rom aufgerufen.

 

Nach erfolgreicher Niederschlagung des Aufstandes begab sich die LEGIO VIII AVGVSTA nach Mirebeau (Frankreich). Sicher nachgewiesen ist ihre Gegenwart durch Ziegel, die den Stempel LEG VIII LAPPIO LEG tragen. Lappius war in den Jahren 73 und 74 Legionslegat in der LEGIO VIII AVGVSTA. Unsicher ist allerdings, wie lange die Legion hier stationiert war und wann sie nach ARGENTORATVM (Straßburg) verlegt wurde. Man geht davon aus, dass die LEGIO VIII AVGVSTA spätestens im Jahre 90 in Straßburg festes Quartier nahm. Es kann allerdings nicht ausgeschlossen werden, dass Vexillationen der Legion bereits früher hier untergebracht wurden; ansonsten hätte das Lager 20 Jahre leergestanden. Eine Teilnahme der Legion am Straßenbau unter Cn. Pinarius Clemens gilt heute als nicht nachweisbar.

Die LEGIO VIII AVGVSTA blieb nun für über 200 Jahre in ARGENTORATVM. Ihr „Kommandobereich“ erstreckte sich in Obergermanien von der raetischen Grenze bis an den unteren Neckar. In dieser Zeit finden sich nur wenige Hinweise auf die Legion. Intensive Bautätigkeit in diesem Bereich lässt sich lediglich durch Ziegelstempel nachweisen.

 

Grabstein des C. Valerius Crispus. Der Grabstein dieses Legionärs der LEGIO VIII AVGVSTA ist in Wiesbaden ausgestellt.


Es gibt auch verhältnismäßig wenig Hinweise auf „Auslandseinsätze“ der LEGIO VIII AVGVSTA. Unter Domitian wurde sie 83–85 gegen die Chatten eingesetzt. Eine mehrere tausend Mann starke Vexillation ging auf Befehl Hadrians Anfang des 2. Jh. nach Britannien, wohl um Verluste dort auszugleichen und beim Bau des Hadrianswalls zu helfen. Dort verlor der Legionär Iunius Dubitatus seinen mit einem prachtvoll verzierten Schildbuckel (s. Abb.) geschmückten Schild im River Tyne und übermittelte uns so u.a. eine Abbildung des „Wappentieres“ der LEGIO VIII AVGVSTA, des Stiers.

Ein Teil der Legion wurde unter Marc Aurel nach Dalmatien versetzt. Der Hauptsitz blieb jedoch in Straßburg.

Commodus verlieh der LEGIO VIII AVGVSTA zwischen 185 und 187 den Beinamen PIA FIDELIS CONSTANS COMMODA; nachdem auch dieser Kaiser der Damnatio memoriae verfiel, beschränkte man sich zumeist auf P(ia) F(idelis) oder ließ den Beinamen ganz weg. Unter Septimius Severus zogen einige Soldaten der LEGIO VIII AVGVSTA mit in den Krieg gegen die Parther.

Es ist unklar, wie sich die LEGIO VIII AVGVSTA in der Zeit des Gallischen Sonderreiches verhielt. Uns sind darüber keine Informationen überliefert. Auch die Tatsache, dass der Usurpator Carausius Legionsdenare für die LEGIO VIII AVGVSTA prägen ließ, sagt nichts über ihre Haltung aus, sondern diente wohl in erster Linie als Propaganda.

In der Spätantike wird es ruhig um die LEGIO VIII AVGVSTA. Erst Ende des 4. Jh. taucht eine Elitetruppe der LEGIONES PALATINAE auf, die OCTAVIANI genannt werden. Ob es sich dabei um die LEGIO VIII AVGVSTA handelt, kann nicht geklärt werden. Über ihr weiteres Schicksal bis zum Untergang des weströmischen Reiches ist nichts bekannt.

 

Gestempelter Ziegel der Legio VIII Augusta aus Rottenburg am Neckar