Der Grabstein des „Blussus“ und seiner Frau „Menimane“, einem einheimischen Paar aus dem römischen Mogontiacum (dem heutigen Mainz), zeigt Menschen in Kleidern, die so gar nicht in die römische Trachtgewohnheit passen wollen. Tunika und Toga sind – zumindest den Lateinern – bekannte Begriffe.
Schaut man sich die Umsetzung in vielen Filmen oder bei historischen Festen an, kann einem schon mal das große Grausen kommen…
In unserer Präsentation gehen wir besonders auf die Unterschiede zwischen der stadtrömischen und provinzialrömischen Kleidung ein. Bemerkenswert ist, dass die Bevölkerung in den Provinzen – obwohl längst romanisiert und in die römische Gesellschaft integriert – lange Zeit ihre Trachtgewohnheiten beibehielt.
Fein drapierte Gewänder, eigentlich nur aus großflächigen, rechteckigen Stoffstücken bestehend, sind typische Kleidungsstücke der Römer. Die Toga ist unangefochten das Erkennungsmerkmal des römischen Bürgers. Es gab aber eine viel größere Bandbreite an Kleidungsstücken – von denen wir einige präsentieren können.
Wo immer es möglich ist, orientieren wir uns an neuesten Forschungsergebnissen. Projekte wie das im europäischen Rahmen stattfindende „dressID“, wo es unter anderem um die Katalogisierung von Altfunden und deren Untersuchung mit naturwissenschaftlichen Methoden ging - vor allem aber das Zugänglichmachen der Ergebnisse in Publikationen und Ausstellungen - sind Grundvoraussetzung für unsere Arbeit.
Bei unseren Nachbauten orientieren wir uns neben den antiken Abbildungen vor allem an Originalfunden. Erhaltene Kleidungsstücke aus Moorfunden, Feuchtbodenerhaltung oder aus trockenen Gegenden wie dem römischen Syrien oder Ägypten sind Vorlagen für unsere Rekonstruktionen. Durch die Verwendung von Materialien und Herstellungstechniken wie beim Original versuchen wir die Kleidung so originalgetreu wie möglich anzufertigen – kommen aber oft nur an den optischen Eindruck, nicht aber an die Qualität des antiken Originals heran…
Auch die Veränderung der Trachtgewohnheit im Laufe der Jahrhunderte und der Einfluss fremder Kulturen auf die Kleidung im römischen Reich ist Thema unserer Präsentation. Die Ausstattung an Kleidung, Schuhen und Schmuckgegenständen wird laufend ergänzt. "Gens togata - Volk in der Toga?" ist eine neue Sonderausstellung der VEX.LEG.VIII.AVG.
„Procul o porcul este provani, favete linguis, hoc age“...
Die VEX.LEG.VIII.AVG präsentiert eine Zeremonie, bei der wir uns auf das Voropfer im Staatskult beschränken. Diese Szenerie ist häufig auf antiken Abbildungen dargestellt. Bei dieser unblutigen Zeremonie wird Weihrauch und Wein geopfert. Dem schloss sich in der Antike das eigentliche Opfer an, bei dem für die Götter Tiere wie weiße Stiere, Widder und Schweine geschlachtet wurden.
Pragmatisch, wie es die Römer waren, gab es dabei einen „Teil für die Menschen“ , denn für die Opfergemeinde stand dann eine Extraration „Opferfleisch“ zur Verfügung – und einen „Teil für die Götter“ in Form von Innereien, Knochen, Haut, etc., die man auf dem Altar, bzw. Brandplatz der Gottheit opferte.
Aus verständlichen Gründen verzichten wir auf diesen Teil des Opfers. Bei uns folgt auf das in Latein abgehaltene Voropfer eine Erläuterung der einzelnen Handlungen. Ebenso werden die Protagonisten der Opferzeremonie, wie Spender, Musikant und die Opferdiener mit ihren Funktionen vorgestellt. Der private Kult am Hausaltar und im täglichen Leben, wie auch allgemein die römische Götterwelt sind Teil des Themenbereichs.
„Medicus curat – natura sanat“ (der Arzt kuriert – die Natur heilt). Der hohe Standard der Medizin zur Zeit der Römer lässt sich anhand der teils reichen Ausstattung aus Arztgräbern, sowie den zahlreichen Schriftzeugnissen ablesen.
Die Versorgung von Kranken und Verwundeten beim Militär war straff organisiert. Medici (Ärzte) und Capsarii (Sanitäter) sind durch Inschriften belegt. Regelrechte Lazarette und Krankenstationen standen in den festen Lagern zur Verfügung.
Originalfunde aus Pompeji, medizinisches Gerät aus den Arztgräbern von Bingen, Sontheim oder Heidelberg sowie von weiteren Fundstätten aus dem gesamten Imperium Romanum dienten als Vorlagen für unsere Nachbauten.
Das Spektrum reicht vom einfachen Verbandsmaterial und Rezeptstempeln für Augensalbe über chirurgisches Besteck bis hin zu Trepanen – das sind Bohrer zur Öffnung der Schädeldecke. Die in jahrelanger Arbeit entstandene Ausstattung ist geeignet, fast jeden Bereich der römischen Medizin mit zugehörigen Nachbauten zu präsentieren.
Skalpelle, Wundhaken und Knochenheber lassen erahnen, welche Verletzungen und Krankheiten behandelt wurden. Erstaunlich sind dabei filigran gearbeitete Starnadeln, an denen sich spezialisierte Ärzte in der Römerzeit an Augenoperationen wagten.
Zahnpulver nach einer erhaltenen, auf Papyrus geschriebenen Rezeptur, ein Präparat zur Behandlung von Augenleiden oder eine Salbe nach einem Originalfund aus der Römerzeit kann (theoretisch) ausprobiert werden. Diverse Heilpflanzen wie sie im Lazarett des Legionslagers in Neuss nachgewiesen wurden und gemalte Seiten aus einem spätantiken Pflanzenbuch stellen wir in unserer Apotheke vor.
Erweitert wird das Thema durch Gegenstände der täglichen Hygiene und Kosmetik. Neben Vertrautem wie Spiegel, Pinzette und Rasiermesser finden sich auch exotisch anmutende Dinge, zum Beispiel Ohrlöffelchen oder das Äquivalent zum modernen Klopapier…
Während seiner 25jährigen Dienstzeit galt für den einfachen Legions- oder Hilfstruppensoldaten ein Heiratsverbot. Rechtsgültige Ehen konnten erst nach ehrenvoller Entlassung aus dem Militärdienst eingegangen werden. Wie hoch die Dunkelziffer an illegalen und doch geduldeten Familien in den Lagerdörfern vor den Kastellen war, lässt sich nur erahnen.
Ein überlieferter Ablauf einer Hochzeit bei einem Paar, bei dem zumindest der Mann das römische Bürgerrecht besitzt, wird zelebriert. Attribute, wie Fackeln, Nüsse, ein flammenroter Schleier und das selbstgefertigte Gewand der Frau werden präsentiert. Der vertragliche Teil, die überlieferten Riten und der Festumzug, bei dem die Braut zum Haus des Bräutigams geführt wird, kann man live erleben.
Diese Hochzeitszeremonie gibt es natürlich nicht nur als Darstellung im Themenbereich, sondern hin und wieder auch als echte Vermählung innerhalb der VEX.LEG.VIII.AVG.
Gefüllte Haselmäuse, gebackener Flamingo und sündhaft teure Zutaten. In der Rezeptsammlung des Apicius lässt sich dies alles nachlesen. Was aber aß und trank die normale Bevölkerung in Rom und den Provinzen - oder der Soldat auf dem Marsch?
Welche Lebensmittel standen den Römern zur Verfügung oder was stand in der Antike noch nicht auf dem Speisezettel? Welche Kräuter wurden zum Würzen verwendet – und kam wirklich in jedes römische Gericht ein Schuss „Garum“ eine Art Fischsoße aus fermentierten Fischresten?! Haben Sie schon mal an „Teufelsdreck“ geschnuppert?
„Puls“ – ein Getreidebrei - war beim Militär und beim Großteil der Bevölkerung die Alltagskost. Die Garküche um die Ecke - als Vorläufer der Imbissbude – hatte da schon mehr zu bieten.
Tischsitten der besseren Gesellschaft lassen sich am anschaulichsten mit unserer umfangreichen Ausstattung an Trinkgefäßen, Geschirr, Kochgeräten und Mobiliar erklären. Es besteht die Möglichkeit, mit kleinen Häppchen den oft ungewöhnlichen Geschmack der römischen Küche zu kosten. Mulsum und Posca als Getränk stehen für die „Mutigen“ bereit.
In der Stadt Rom und später in Konstantinopel gab es eine militärisch organisierte Berufsfeuerwehr. Schon vor der Zeit, als „Kaiser Augustus die Feuerwehr erfand“ gab es mehr oder weniger professionelle Versuche, Brände zu bekämpfen. Es wird aber berichtet, dass dies oft in erpresserischer Absicht erfolgte – und mit den Besitzern in Flammen stehender Gebäude zuerst verhandelt wurde, wie viel der Einsatz kostet!
Gab es in den Provinzen auch eine Feuerwehr? Was stand an technischen Hilfsmitteln zur Verfügung? Welche Überlieferungen und Funde ermöglichen es, zu diesem Thema Auskunft zu geben? Gab es eine Art „Freiwillige Feuerwehr“, organisiert durch die Mitglieder der Handwerkerkollegien schon in der Antike?
Wir informieren nicht nur zur Organisation des Löschwesens, sondern zeigen ganz praktisch, wie ein Brand bekämpft werden konnte. Eine funktionsfähige Feuerspritze, Eimer und Löschdecken kommen zum Einsatz. Seile, Einreißhaken und Äxte lassen aber erahnen, dass bei einem wirklichen Großbrand oft nur das Abreißen von Häusern übrig blieb, um die Feuersbrunst einzudämmen.
„Die Kaiser SEPTIMIUS SEVERUS und CARACALLA (mit ihren offiziellen Namen) an IUVENTIUS SURUS PROCULUS (?).
Es empfiehlt sich nicht, die Vergünstigungen, die auf Anordnung des hohen Senats oder eines Kaisers den COLLEGIA CENTONARIORUM gewährt wurden, voreilig aufzuheben; vielmehr möge das eingehalten werden, was durch die gesetzlichen Bestimmungen ohnedies geregelt ist. So sollen diejenigen, die sich nach deinen Worten ohne finanzielle Belastungen ihrer Reichtümer erfreuen, zur Übernahme von Leistungen für die Öffentlichkeit genötigt werden. Denn das Privileg der Kollegien kommt weder denjenigen zu, die an deren gemeinnütziger Tätigkeit nicht teilnehmen, noch denen, deren Vermögen das festgesetzte Ausmaß überschreitet. In Bezug auf diese sind also die gesetzlichen Mittel anzuwenden, es braucht ihretwegen auch die Anzahl der Mitglieder nicht herabgesetzt zu werden. Im Übrigen aber mögen alle anderen der Befreiung teilhaftig werden; diese ist kein ausreichender Grund dafür, die Vergünstigungen generell abzuschaffen.
Die Gesamtheit der Mitglieder hat diese Tafel aufgestellt zu Ehren ihres Präsidenten M. SECUNDIUS SECUNDINUS, wobei ihnen der Platz dafür zur Verfügung gestellt wurde auf Beschluss des Gemeinderates der Stadt SOLVA, am 14. Oktober 205. Die administrativen Agenden besorgte URSINIUS …“
Murmillo, Thraex, Secutor und Retiarius – diese Gladiatorengattungen können wir mit unseren Nachbauten an Waffen und Ausrüstung ausstatten. Neben dieser Ausrüstung präsentieren wir auch antikes „Merchandising“ in Form von Gladiatorendarstellungen auf Öllampen und Trinkbechern, mit Spielfiguren, Schmuckgegenständen und Graffiti.
Wir ermöglichen einen Eindruck dieser spektakulären, hochemotionalen, durch Hollywood oftmals stark verzerrten Darstellung der Kultur des Gladiatorenkampfes. Am Töten für die johlende Menge gibt es natürlich nichts zu beschönigen. Ganz ohne Regeln, wie man diese Kämpfe oft in Sandalenfilmen präsentiert bekommt, war die Sache natürlich nicht. Manche Gladiatorenpaarungen, die uns auch in historischen Gemälden der Neuzeit suggeriert werden, wären schon Ausrüstungstechnisch gar nicht möglich gewesen.
Am Beispiel von Secutor, einem schwerbewaffneten, durch den enganliegenden Helm mit kleinen Augenlöchern in seiner Sicht eingeschränkten Kämpfer und Retiarius, einem leichtbewaffneten, mit Dreizack und Netz kämpfenden Gladiatorentypus, wurde auf eine Chancengleichheit geachtet. Zumindest fürs Publikum wäre es ansonsten eine recht kurze, unspektakuläre Aktion geworden…
Rundmühle, Zwölffelder- und Soldatenspiel, Würfeln mit Knöcheln oder Würfeln, wie wir sie auch heute noch kennen, gehören quasi zur Grundausstattung. Sei es als Kinderspiel, Zeitvertreib oder Mittel, um sich seinen Sold etwas „aufzubessern“ – Spielsteinen, Spielflächen, Würfeln und Gerätschaften findet man im archäologischen Fundmaterial und in zahlreichen antiken Abbildungen. Falschspiel und Betrug war zur Römerzeit sicher weitverbreitet. Abhilfe erhoffte man sich unter anderem durch den Einsatz eines Würfelturms, der die Manipulation der Würfel zumindest erschwerte.
Um sein Hab und Gut zu sichern gab es verschiedene Möglichkeiten. Reiche und Privilegierte konnten sich eigene Wachleute leisten. Amtsträgern mit entsprechendem Status oder sogar mit richterlicher Gewalt versehen, standen Soldaten oder Lictoren zur Verfügung. Beneficiarier, also von ihren Einheiten abkommandierte Soldaten übernahmen gewisse Polizei- und Zollaufgaben.
Schlösser in unterschiedlicher Ausführung, angebracht an Türen und Toren, Truhen und Kästchen sollten verhindern, dass Unbefugte einem den Besitz streitig machten. Wir haben eine umfangreiche Sammlung an nachgebauten Schlüsseln und Schlössern, an denen man die Funktion ausprobieren kann. Ketten und Fesseln ergänzen diese Ausstattung.
Ein Polizeiwesen, wie wir es heute kennen, gab es nicht. Konnte ein Täter ermittelt und gefasst werden, dann gab es, je nach Schwere der Tat, eine umfangreiche Auswahl an Strafen. Dabei kam es unter anderem darauf an, welchen rechtlichen Status die Person hatte. Im Gegensatz zu einem Barbaren drohten einem Inhaber des römischen Bürgerrechts deutlich weniger Konsequenzen – bei gleichem Vergehen.
Manchmal blieb einem nur, eine Fluchtafel anzufertigen und auf den Beistand der Götter der Unterwelt zu hoffen. Das war wohl oft der einzige Weg, sich seinen Frust abzubauen, wenn man erkennen musste, dass ein Verbrechen ungesühnt bleibt.