VERMESSUNG

Neben der funktionsfähigen Rekonstruktion einer Groma (Visiergerät für 90Grad-Achsen) nach Funden aus Pompeji umfasst dieser Themenbereich eine umfangreiche Ausstattung an weiteren Vermessungsgeräten. Dazu gehören unter anderem ein Chorobates (Nivelliergerät), eine Libella (Setzwaage), die Dioptra (Visierinstrument zur Ermittlung von Winkeln) und diverse Längenmaße wie die Decempeda (Zehn-Fuß-Messlatte).

 

Zirkel, Winkel, und Architekturzeichnungen auf Papyrus, geben Einblick in die Arbeit des römischen Landvermessers. Bei der praktischen Erprobung der Instrumente kann man erahnen, wie effektiv und mit welcher Präzision die Römer die Trassen für Wasserleitungen und Straßen vermessen haben. Zur Anlage von Kastellen und Marschlagern gehörte, als eine der ersten Tätigkeiten nach der Erkundung und dem Eintreffen der Vorhut das Vermessen.

 

 

Link zu > SWR Planet Wissen „Wie bauen die Römer“

 

 



MASSE, GEWICHTE, GELD

 

Was kosten 100 Schuhnägel , die ein Soldat am Anfang des zweiten Jahrhunderts nach Christus in einem Kastell an der Hadriansmauer angeschafft  hat, um seine Schuhsohlen neu benageln zu lassen? Wie viel Sold bekam ein Legionssoldat unter Kaiser Vespasian? Was hätte er im Rang eines Centurio erhalten? Über wie viel Geld musste man als Mindestvermögen verfügen, um überhaupt die Chance zu haben, in den Ritterstand aufgenommen zu werden?

 

Wie viel Geld musste man bezahlen, um in Pompeji einen Becher besten Falerner Wein zu bekommen? Was hat es mit dem „einen Denar“ auf sich, den ein Tagelöhner laut Bibel für die Feldarbeit an einem Tag bekommen kann? Wie viel Kaufkraft hatten die Münzwerte Quadrans, As, Dupondius, Sesterz, Denar oder Aureus? Gab es Falschgeld?

 

Auf diese und viele andere Fragen versuchen wir, Antworten zu geben. Mit Hilfe von materialgerechten Nachschöpfungen des römischen Geldes lässt sich dieses Thema anschaulich präsentieren. Frühe Münzwerte an römischem Schwergeld gehören ebenso dazu, wie Goldbarren und Säcke voller „Vermögen“.

 

Römische Längenmaße, vom faltbaren Fußmaßstab aus Bein bis zur Decempeda (Zehn-Fuß-Meßlatte) geben Einblick in das, uns inzwischen so fremde, Duodezimal (Zwölfer-)System der Römer, welches mit Zoll und Fuß auch heutzutage noch mancherorts in Verwendung ist.

 

Eine Ausstattung an Nachbauten antiker Hohlmaße wie Ligula (Löffel), Hemina (Becher), Modius (Halbscheffel) bis zur Amphora als Gefäß und Maßeinheit mit einem Volumen von fast 26 Litern stehen als Anschauungsobjekte zur Verfügung. Waagen unterschiedlichster Größe und Ausführung , sowie Gewichtsteine mit den antiken Maßeinheiten lassen Unze, Pfund und Talent als antike Gewichtsangaben „Be-greifbar“ werden.

 

 



KALENDER UND ZEIT

 

Die Römer teilten den Tag in zwölf Tag- und ebenso viele Nachtstunden ein. Die erste Tagstunde beginnt, wenn die Sonne aufgeht, die zwölfte Tagstunde endet, wenn die Sonne wieder untergeht. Darauf folgen die 12 Nachtstunden. Rechnerisch sind das dann 24 Stunden.

 

Soweit scheint ja alles noch verständlich zu sein. Dieses System  der „Temporalstunden“ hatte aber zur Folge, dass (außer zur Tag- und Nachtgleiche am 21. März, bzw. 21. September jeden Jahres) die Tagstunden nie gleich lang waren wie die Nachtstunden und außerdem eine Tagstunde im Juni deutlich länger war, als eine im Dezember.

 

Auf solche Problematiken gehen wir in diesem Themenbereich ein. Es wird – bei entsprechender Witterung – gezeigt, wie man mit Hilfe eines Gnomon (Schattenstab) nicht nur eine funktionsfähige Sonnenuhr bauen kann, sondern auch in der Lage ist, die exakte Nord-Südrichtung zu bestimmen.

 

Zahlreiche Nachbauten und Kopien antiker Sonnenuhren werden durch eine Wasseruhr ergänzt, die zum Einsatz kam, wenn die Sonne durch Wolken verdeckt war – und zu nächtlicher Stunde. Ortsfeste, aber auch transportable Sonnenuhren waren weitverbreitet. Ansonsten wäre eine gerechte Wacheinteilung beim Militär oder ein halbwegs pünktliches Zusammentreffen zu vorbestimmter Zeit nicht möglich gewesen.

 

Mit Hilfe verschiedener Kalender der Römer lässt sich die Einteilung in Wochentage zeigen. Festtage, die aufs Jahr verteilt waren haben teilweise bis heute überdauert. Dass Weihnachten am 25. Dezember, am Termin der römischen Saturnalien gefeiert wird, ist nicht zufällig. Fragen, warum der Monatsname „Dezember“ übersetzt eigentlich der „zehnte Monat“ wäre, seit einer Kalenderreform in der Römerzeit aber der zwölfte Monat ist, werden erklärt.

 

Ein Nachbau vom Mechanismus aus Antikythera, den wir angeschafft haben, lässt einen staunen, wie viel Wissen und akribisches Datensammeln in der Antike  notwendig war, um solch ein Gerät bauen zu können, mit Hilfe dessen Sonnen- und Mondfinsternisse, sowie wiederkehrende Zyklen von Stern-, Sonnen- und Mondkonstellationen dargestellt werden konnten.

 

 



REISE UND TRANSPORT

Ohne ein gut ausgebautes und weit verzweigtes Straßensystem ist das Imperium Romanum nicht denkbar! Wie sonst hätten Warenströme in beinahe mit modernen Verhältnissen vergleichbarer Intensität stattfinden können? Einem glücklichen Umstand ist es zu verdanken, dass, zumindest die aus dem 12. Jahrhundert n. Chr. stammende Abschrift einer römischen Straßenkarte, der „Tabula Peutingeriana“ erhalten geblieben ist.

 

Importierte Seide aus China, lebend transportierte Austern als Delikatesse von den Küsten des Atlantik und Mittelmeers für die entlegensten Grenzregionen des Reiches und Truppenbewegungen im großen Stil – dies alles zeugt von einem funktionierendem Transportwesen per Schiff, Lastkarren oder zu Fuß.

 

Was hat es mit den Entfernungsangaben auf römischen Meilen- und Leugensteinen auf sich? Wer war für die Instandsetzung von Brücken und Straßen zuständig? Gab es schon Straßentunnel? Dies und noch viel mehr beantworten wir Ihnen gerne.

 

Eine, für die Verwendung im museumspädagogischen Einsatz stark beanspruchte, optimierte und wetterfeste Version des antiken Straßenverzeichnisses und der Nachbau eines „Meilensteinbechers“ nach einem Fund aus Vicarello/Italien können genutzt werden, um sich quasi als römischer Reisender auf den Weg durch die Mittelmeerregion oder gar auf Weltreise zu begeben – zumindest mit dem „Finger auf der Landkarte“!

 

Sie erfahren auch, dass man den Wert einer römischen Meile nicht unbedingt auswendig lernen muss, sondern sich ganz einfach als „MP oder mille passus“ - d.h. tausend (Doppel)Schritt - „erlaufen“ kann.



BAUKRAN

Die von unserem Bautrupp eingesetzte Rekonstruktion stellt einen einfachen Baukran dar, wie ihn der römische Baumeister und Autor Vitruv überliefert. Die Abbildung eines Architekturreliefs aus Rom deckt sich ziemlich genau mit unserem Nachbau.

 

An unserem Dreifach-Flaschenzug ist ein Hakenteil befestigt, das einem Originalfund aus Corbridge/GB entsprechend nachgebaut wurde. Neben dem Flaschenzug wirkt zur Kraftübersetzung eine Seilwelle, die mit Hebeln bewegt wird. Ein Hebelverhältnis von 1:8, kombiniert mit dem Flaschenzug führt zu einer Gesamtübersetzung von 1:24. Wirkt also zum Beispiel eine Kraft von 20 kg am Hebelarm, so kann eine Last von 480 kg angehoben werden.

 

Es gab natürlich gewaltig größere Maschinen, so wie es die Reliefabbildung vom Kran auf dem Grabmal der Haterier im Vatikan zeigt. Aber auch mit unserem Kran in seiner transportablen Variante, lässt sich anschaulich demonstrieren mit welchen Mitteln man damals große Lasten heben konnte.